Für diesen Abend habe ich eine Auswahl von Animationen chronologisch zusammengestellt.
Zu meiner Person einige biografische Anmerkungen:
Ich lebe in Düsseldorf und arbeite als freischaffender Bildender Künstler.
Seit jetzt 20 Jahren arbeite ich mit dreidimensionaler Computeranimation, um die es heute gehen soll.
Dies geschah zuerst noch parallel zu meiner bildhauerischen Tätigkeit.
Seit etwa 9 Jahren arbeite ich ausschließlich damit.
Wie kam es dazu?
Die Erläuterung dazu habe ich mit ein Unerwarteter Moment überschrieben.
Wie schon erwähnt, begann ich vor 20 Jahren auf Anregung durch einen Freund, einem Informatiker, am Anfang eher skeptisch,
mit dem Programmieren kleiner Grafikszenen damals auf einem Atari Rechner.
Ich kann mich noch heute an den Moment an einem Abend erinnern,
wo zum ersten Mal etwas, was wir zusammen programmiert hatten, auf dem winzig kleinen Bildschirm zu sehen war.
Es war für mich eine Offenbarung:
Plötzlich bewegten sich kleine Rechtecke ganz unerwartet, wie mit eigenem Leben, aus eigenem Antrieb heraus über die erleuchtete Bildfläche.
Darin werden zwei Aspekte deutlich, die mich bis heute faszinieren und beschäftigen:
die Entstehung von Unüberschaubarkeit trotz strengster Regelhaftigkeit und das machinell Selbstständige,
das den Schöpfer überflüssige Machende – eben der Unerwartete Moment.
Damals bedeutete für mich die Animation eine Möglichkeit, Dinge zu bewegen, wenn auch nur auf dem Bildschirm,
eine Erweiterung meiner plastischen Arbeit. Sie glich ein Manko
aus, das der Bildhauerei und Plastik immer anhaftet, nämlich das der Bewegungslosigkeit,
der Erstarrung. So konnte ich nun meinen Interessen an Zeitkünsten wie Musik, Choreografie und Tanz nachgehen.
Das Verdikt Dali`s über die Plastik: das Mindeste, was man von einer Plastik erwarten kann, ist, dass sie sich nicht bewegt,
hat mich immer ernüchtert. Beispiel Puppe
Einige Zeit später bin ich dazu übergegangen mit kommerziellen 3dimensionalen Design-
Programmen zu arbeiten, die sich bis heute in rasenden Entwicklung befinden.
Damit erst tat sich mir eine imaginäre Analogie zum realen dreidimensionalen Arbeit auf.
Einige Bemerkungen zu diesen Programmen als Werkzeuge:
Deren Grundlage ist bis heute einfach: sie stellen einen dreidimensionalen, cartesischen
Koordinatenraum zur Verfügung, in dem über Punkte-und Flächeninformationen Körper
einbeschrieben, und konstruiert und bewegt, erstmal ohne jeglichen Wissen über Masse,
Berührung etc..
Darauf werden immer komplexer werdende Licht -,Material- und Bewegungsmodelle aus Mathematik und Physik angewendet,
mit denen dann die Wirklichkeit simuliert und neu virtuell modelliert werden kann. Es gibt einen gleitenden Übergang von grafisch schematischer Darstellung (dies steht immer am Anfang) bis hin zur naturalistischen.
Das Arbeiten mit diesen Werkzeugen erfordert einen sehr hohen Lern- und Zeitaufwand.
Es erfordert Geduld mit schier endlosen Testreihen und Fehlerkorrekturen nötig.
Da ich mit einem von fremder Hand entwickelten Repertoire von Methoden arbeite, ist eine
dauernde Korrektur und Anpassung der eigenen Vorstellung notwendig, um sie realisieren zu können, aber ohne Aufgabe der eigentlichen Idee.
Man sieht den Ergebnissen immer den Entwicklungsstand an. Als Künstler bin ich so
einem technoiden Entwicklungsprozess unterworfen. Ich glaube allerdings, dass es nur wenigen Generation gegönnt ist, an einer solchen Neubildung und Formierung einer neuen Ausdruckswelt teilhaben zu können und damit arbeiten zu können, auch wenn es die Aufgabe von Vertrautem und Geschätztem bedeutet.
Ich komme nun zu ersten Auswahl von Animationen, die im Zeitraum von 1997-2005 entstanden sind.
Sie zeigen Phänomene auf und lassen sie lapidar stehen, es sind Beispiele Choreografierter Figur. Oft entstammen sie einer Naturbeobachtung.
Beim Betrachten dieser älteren Arbeiten fällt mir immer deren Unwiederholbarkeit auf: durch den Einklang von Bewusstsein, Vorstellung und technologischer Möglichkeit (Keilschrift).
(der erste Film zeigt den Gegensatz zum Gezeichneten, ein Geheimnis dieses Mediums, noch nicht erschlossen, die Ahnung einer künstlichen gesteuerten Welt, einem Dahinter.)
Gruppe 1 :
Es entstehen nicht immer Filme als Endergebnis. In einem Teil meiner Arbeit gerinnt die Animation zu einem einzelnen Bild, einer einzelnen Pose als Resultat einer Bewegung, was dann als Druck oder Tafel gezeigt wird.
Gruppe 2 Neanderthal :
Ich komme nun zur ersten Edition , einer Sammlung von Animationen aus den Jahren 2007-09 mit dem Titel Echo. Es erscheint ein Booklet mit Text und Bilder, einer DVD in Kassette.
In diesen Arbeiten tut sich für mich ein neuer neuer Fundus auf, in dem jetzt kulturell vorgeformte Objekte, auch Musik als Material für die Belebung und Beseelung zur Verfügung stehen. Dazu hatte ich früher keinen Zugang und Vorbehalte.
Das geht nur durch dieses zeitgenössische Übersetzungsinstrument, das alles neu aufbaut, wie zerlegt, konstruiert, wie dekonstruiert und in einen neuen Zusammenhang versetzt. (japanische Puppe)
Gruppe 3 : Les Chinoises, Drei Lilien 10 min
Zitat Editionstext:
Wie sind nun diese Animationen zu verstehen?
Es sind plastische Konstellationen, die einem Zeitpfeil unterworfen werden. Die flüchtige Bewegtheit wird statuarisch, so wie das Statuarische flüchtig bewegt wird. Dabei findet die Kürze der Animation ihren Kontrapunkt in der Ewigkeit....
Somit sind diese Animation zu lesen als eine Gedichtform mit der Abfolge von Wahrnehmen Erinnern Vergessen Wiedersehen. In ihnen wird das Absterben überwunden wie fixiert....
In drei Arbeiten kommt Musik als Zeitordnungssystem hinzu. Die Bewegung des Mundes im Gesang verknüpft Bild und Ton und erzeugt erst die plastische Körperbewegung....
Der Sänger verschmilzt mit der dargestellten Menschenfigur. Dann steht er langsam neben ihr, dieser Mehrfachperson aus Figurine, Roboter und Ich-Selbst.
Alle Arbeiten entstammen einer Resonanz, wenn innere und äußere Bilder zusammentreffen. Ein mysteriöses, uferloses Feld erzeugt ein blitzartiges Anhalten, einen mimetischen Wunsch, ausgelöst durch einen Widerhall, einem Echo.
Der Biss 2 min
Drei Elegien ist der Titel der 2. Edition aus dem Jahr 2011, Sie besteht aus einem Faltblatt mit einem Text von Karl Bernd Buchholz und einer DVD mit der Animationen.
Ausgangspunkt bei 2 Arbeiten sind Madrigale von Claudio Monteverdi, wo Text und Musik die Verbildlichung unterstützen. Bei Karthago sind es Stiche von Ausgrabungen aus dem 18.Jh., die mit der Musik von Shostakovitch choreografiert werden.
Aus dem Text von Buchholz zitiere ich:
Die Computeranimation stellt ein universelles Instrument zu Verfügung, welches die Vielzahl der Gestaltungsmittel und -aufgaben klassischer Großformen wie Theater, Oper und Film simuliert; diese werden auf derselben Abstraktionsebene einem vereinheitlichenden Bedienungskalkül
organisiert. Die Musik und Text fungieren in unterschiedlichen Wechselbeziehungen zu Bildformen und Farbdramaturgie als Vorlage, Taktgeber und Synchronisierer. Farbe, Elemente des Bühnenraumes, der Landschaft und schließlich auch die Figuren selbst können in dieser künstlichen Welt zu Akteuren der Szenerie werden. Auch der betrachtende Blick wandert, er ist reicher als derjenige der Kamera, der fokussiert, lenkt und abblendet Entdeckung statt Schnitt. Erreicht wird der Eindruck einer Vollständigkeit und Abgeschlossenheit, welche die Einwirkung des Künstlers aufzuheben scheint die Artefakte verselbständigen sich. Der Künstler hat sein Kunstwerk verlassen.
(Siehe das unerwartete Moment vom Anfang)
Zefiro torna , Lamento della ninfa 10min
Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch 2 Abschnitte einer größeren Animation aus 2011 zeigen, wo eine Oper Monteverdis, die Krönung der Poppea, Ausgangspunkt ist.
Hier ist eine höherer Grad des Naturalismus nötig um eine stärkere Körperpräsenz zu erzeugen.
Das Primat der Künstlichkeit bleibt erhalten. Das erinnert mich an die Schauspieltheorie von Brecht, wo der Schauspieler immer auch Distanz zur eigenen Rolle zeigen muss.
Ein Stein ist ins Rollen gebracht worden, dessen Weg unübersehbar ist und ich werde mitgezogen.
Arnalta, Amoretten 10min
Norbert Kraus März 2012
Animation Anima Julia Stoschek Collection Einführung 2012
Die Julia Stoschek Collection ist eine internationale Sammlung zeitgenössischer Kunst mit dem Schwerpunkt auf zeitbasierten Medien.
Wir werden heute eine Auswahl von Werken zum Thema Animation sehen.
Als Mitglied des onomato künstlervereins habe ich maßgeblich diese Veranstaltungsreihe Animation organisiert.
Sie findet in Kooperation mit der Filmwerkstatt Düsseldorf statt.
In dieser Reihe Animation möchten wir ein grundlegendes künstlerisches Prinzip auf- zeigen, das im Untertitel Anima des Plakates deutlich wird.
Der Moment des Leben-Einhauchens, das Beseelende, das Erlangen der Anima als Grundlage der Bewegung und des Lebendigen ist im Animationsfilm spürbar und zentral. Damit grenzt er sich ab zum herkömlichen Film oder Video, in dem schon lebendige Wesen die Akteure sind.
Dieses grundlegende Prinzip bezieht sich nicht nur auf den Film, sondern auch auf die tradionelle Animation des Schattenspiels über das Puppen- und Marionettentheater, über die Motion-Stop-Animation bishin zur zwei und dreidimensionalen Computeranimation, die einen neuen imaginären Raum zur Verfügung stellt und in dem die fotografische Realität erreicht und überwunden werden kann.
Ein Ziel dieser Reihe ist es, diesen erweiterten Animationsbegriff als fundamentales
Phänomen aufzuzeigen eben auch in Künsten wie Bildhauerei, Plastik und Musik.
Mit dem Begriff der Anima eng verbunden sind die Phänomene des Stellvertreters, des Avatars, der Puppe, des Fetischs, des Animismus und letztlich des Todes, des Sterbens in der Kunst in der Antagonie von Lebendigkeit und Scheinlebendigkeit.
Neben den Filmvorführungen finden und fanden monografischen Vorträge zu Pionieren der Animation (wie Lotte Reininger, Jan Svankmayer ), zur Filmtheorie und Werkgespräch zur Animation in der zeitgenössischen Kunst, so heute abend, statt.
Zum Thema Animation habe ich heute abend 5 Arbeiten aus der Sammlung von Julia Stoschek ausgewählt, mit einer Gesamtdauer von etwa 1 Stunde.
Zu jedem Film werde ich jeweils einige kurze Anmerkungen machen und den Kontext
der Einbindung in die Veranstaltungsreihe verdeutlichen.
Beginnen möchte ich mit einer Videoarbeit von:
1. Tony Oursler The Weak Bullet 1980, 12:41 min, color, sound
Tony Oursler wurde 1957 in New York geboren, er studierte u.a. am California Institute of the Arts, zusammen mit Mike Kelley (der dieses Jahr ja auf tragische Weise verstorben ist). Mit ihm gründete er die Punk-Band Poetic und hat darüber hinaus mit ihm vielfach zusammengearbeitet.
Oursler wurde vor allem bekannt mit seinen sogenannten Dummies, das sind Video- projektionen von Gesichtern oder ganzer Körper auf Puppen und ausgestopften amorphen Objekte, verbunden mit theatralischen Monologen.
Seine frühe Videoarbeit, die wir heute sehen werden, stellt sich vom Typ her dar als eine sichtbar von Hand geführte Gegenstands- und Puppenanimation, durch Video festgehalten und begleitet durch einen Sound, Geräusch- und Sprachmix.
Oursler inszeniert damit ein rohes, bewußt nachlässiges Environment, eine “post-punk horror-comedy”, eine bizarre Geschichte der Gewalt und der sexuellen Paranoia. Er erzählt seine Version einer vielleicht wahren Geschichte aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, wo eine umherirrende Kugel letzlich den Hoden eines Mannes durchschlägt, in die Eierstöcke einer Frau eindringt, sie schwängert, und neues Leben entstehen läßt.
So roh die Arbeit daherkommt, so raffiniert ist die Kombination der Bildebenen und Kulissen, der Durchblicke, der oszillierenden Kamera, der Animation der ekeligen Stümpfe und Müllgegenstände als Stellvertreter für Lebewesen, das Erlangen der Eigenschaftcharakteristik durch das Eigengeräusch. Das Zerschmettern der Eier, eingebaut in die gemalte Kulisse des Mannes mit lose hängendem Reißverschluss läßt sich direkter, brutaler, drastischer nicht darstellen.
Ourslers Video zeigt sich weiter als Animation der Bild und Dingelemente der amerikanischen Kunst der 50-ziger und 60-ziger Jahre. Sie scheinen mir wie aus Bildern und Collagen eines Robert Rauchenberg oder Jasper Johns entsprungen und animiert.
2. Nathalie Djurberg It´s The Mother 2008, 6:00 min, color, sound
Nathalie Djurberg wurde 1978 in Schweden geboren. Sie lebt heute in Berlin. Sie arbeitet vor allem mit animierten Knetfiguren aus Plastilin, mit sogenannten Clayanimation-Filmen. In ihren Animationsfilmen widmet sie sich den Themen Leben, Tod, Erotik und Gewalt.
Wir sehen heute ein Beispiel für eine solche Motionstop - Clayanimation.
Es wird die Rückgeburt einer Mutter mit Kindern gezeigt, untermalt mit einer sinfonisch minimal anmutenden Musik. Die psychoanalytische Interpretation überlasse ich anderen.
Die plastische Gestaltwandlung des Materials ermöglicht das Monströse, die Wucherung als Ausdruck. Zuletzt ist die Mutter dieses wucherndes Astwesen, das selbst die Zimmerpflanzen integriert und absterben läßt.
Djurbergs Animation steht in der Nachfolge der frühen Clayanimationen Jan Svankmajers, den wir in dieser Reihe als Pionier vorgestellt haben. Auch bei ihm gibt es diese Wucherung der plastischen Massen, den Ausdruck des Makabren, des fleischlich Ungestalteten, des schlüpfrig Verschlingenden.
3. Andro Wekua Never Sleep with a Strawberry in Your Mouth 2010, 13:58 min
Andro Wekua wurde 1977 in Georgien geboren. 1995 kam er in die Schweiz, wo er
studierte und sich niederlies. Er lebt heute in Berlin.
Wekuas Film zeigt sich als Realfilm mit eingebetteten Motionstop, 3D-Animations- Elementen im Compositing Verfahren.
Der tastende Gang einer Person mit Gesichtmaske durch eine Zimmerflucht und die Begegnung mit Puppen und Avataren wird am besten mit dem Attribut uncanny, also unheimlich beschrieben.
Der Begriff des uncanny valley ursprünglich von Masahiro Mori, einem japanischen Robotiker, als „Phänomen des unheimlichen Tals“ beschrieben, bezeichnet heute das Phänomen, dass die Akzeptanz von technisch simuliertem Verhalten durch Zuschauer vom Realitätsgehalt der vorgestellten Träger (Roboter, Avatare usw.) abhängt.
Im übrigen erinnert mich die ganze Stimmung des Rätselhaften, Unheildräuenden, Surrealen an Filme von David Lynch, dessen frühe Animationen wir in dieser Reihe vorgestellt haben.
In dieser Arbeit kann man die ganze Bandbreite der Animation als Verlebendigung von Puppen durch minimale Bewegung - eine Kopfbewegung, ein Augenschlag - wie
als Vertotung von Leben z.B. durch die Maske sehen, weiterhin die Konstruktion und
Animation fantastisch surrealer Ausblicke und künstlicher Figurinen.
4. Paul Chan Happiness (finally) after 35,000 Years of Civilization 2000-03,14:20 min, color, sound
Paul Chan wurde 1973 in Hong Kong geboren, er lebt und arbeitet in New York.
Eine seiner Arbeiten war auf der diesjährigen Dokumenta zu sehen.
Chans erstes Breitwand-Video ist eine 2-dimensionale Grafikanimation.
Vorbild für dieses Video waren die Zeichnungen des manischen Henry Darger und die
antiautoritären Utopien des Philosophen Charles Fourier. Darger arbeitete tagsüber als Hilfsarbeiter in Krankenhäusern, schrieb und zeichnete nachts an seinem Werk; dessen Manuskript umfaßt am Ende monströse fünfzehntausend Seiten und handelt von einem namenlosen Planeten, auf dem bisexuelle Kinder eine große Rolle spielten. Chans - Happiness übersetzt Dargers Weltentwurf.
Sein buntfarbige Panorama (kinderbüchern asiatisch) zeigt zuerst eine paradiesische, libertinäre Gesellschaft mit dem pädophilen Blick des Betrachters, diese wird letztlich durch die soziale Realität von Gewalt und Krieg zerstört, eine Vertreibung aus dem Paradies also.
Die Animation ist reduktiv, gleich einer Flipbookanimation. Die minimalisierte Bewegungspallete bei gleichzeitig größtenteils unbewegten Bildpartien führt über eine Bewegungsverdichtung zu einer Ausdruckssteigerung. Wir kennen diesen Phänomen aus Computerspielen und Kinderbüchern. Die Blumenemblematik verbunden mit Geräusch, Fliegen, Exkrementen erzeugt eine Geruchsassoziation.
Grafikelemente werden über Geräusche und Klang zum Leben erweckt.
Wie auf Chans eigener Webseite: //www.nationalphilistine.com deutlich wird, wo er wie in einem Musterbuch sein Material ausgebreitet, ist sein Bildtableau auch als Animation von Zitaten aus Kunstgeschichte, kollektivem Bildgedächtnis und politschen Statements, als Animation von Archivmaterial zu verstehen.
Zuletzt zeigen wir noch ein Musikvideo, das einzige dieses Genre in dieser Reihe:
5. Björk Wanderlust 2008, 6:00 min
Das Video wurde produziert von Encyclopedia Pictura aus New York und
2008 als Video Of The Year bei den UK Music Video Awards ausgezeichnet.
Es zeigt ein typisches Beispiel für eine Hybridanimation mit Großpuppeneinsatz, Liveaction - Akrobatik, Miniaturen und 3-dimensionaler Computeranimation.
Inmitten einer fantastischen Landschaft und Kostümen, Masken tibetanischer Anmutung zeigt sich Björk inmitten einer Gruppe von Yaks. Sie kreiert einen Fluss und es beginnt eine Reise flussabwärts auf dem Rücken der Tiere, attackiert von einem bösen Dämon, ihrem Rucksack entsprungen, und letztlich gerettet von einem guten, der sie transformiert.
Es findet eine Analogie der Soundebenen mit den Bildebenen statt. Interessant ist, dass in Bildelementen wie dem Wasser die grafische Künstlichkeit beibehalten wird.
Noch ein Zitat aus dem Songtext, der die Grundstimmung illustriert:
...Ich habe meinen Ursprung verloren
Und ich möchte ihn nicht wieder finden
Ob in die Naturgesetze zu segeln
Und von den Klauen des Meeres abgehalten zu werden
Wanderlust! Unbarmherziges Verlangen
Wanderlust! Abstreifen der Schichten
Bis wir zum Kern kommen...
Norbert Kraus Oktober 2012